Insekten ergänzen als alternative Proteinquellen Lebens- und Futtermittel28. November 2024 (Symbolbild) Foto: © romas_ph – stock.adobe.com Für die Lebens- und Futtermittelbranche werden zunehmend Lupinen, Algen oder Insekten als Eiweißquellen erschlossen, die hierzulande bisher nicht oder kaum genutzt wurden. Ein Ziel ist es, die Verfügbarkeit und Sicherheit dieser Lebensmittel für eine wachsende Weltbevölkerung über eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu gewährleisten. „Mit der Einführung alternativer Proteinquellen können sich neue gesundheitliche Risiken ergeben, die rechtzeitig erkannt und bewertet werden müssen“, sagt BfR-Präsident Professor Andreas Hensel. „Das Spektrum reicht von Allergierisiken durch Insektenproteine, über mikrobielle Risiken, Risiken durch Kontaminanten oder bisher unbekannte Toxine bis hin zu Risiken durch antinutritive Substanzen“. Wie der gegenwärtige Stand bei der Erschließung alternativer Proteinquellen ist, wie andere Länder gesundheitliche Risiken bewerten oder welche regulatorischen Fragestellungen im Zusammenhang mit diesen Lebens- und Futtermitteln zu klären sind, wollen Expertinnen und Experten vom 3. bis 5. Dezember 2024 im Rahmen der internationalen Konferenz „Alternative Proteins for Food and Feed“ (Alternative Proteine für Lebens- und Futtermittel) diskutieren. Tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Joghurt oder Käse sind die klassischen Proteinlieferanten in der menschlichen Ernährung. Allerdings möchten einige Verbraucher heute weniger oder gar keine tierischen Produkte essen und suchen nach anderen Eiweißquellen. Der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung vieler tierischer Lebensmittel wird als weiterer Grund für die Nutzung alternativer Proteinlieferanten genannt. Zu diesen gehören zum einen Pflanzen, die bisher nicht oder kaum in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie genutzt wurden, hierzulande etwa Hülsenfrüchte wie Lupinen. Auch tierbasierte Eiweißquellen wie Insekten oder „Kunstfleisch“ aus Kulturen tierischer Zellen sowie mikrobiell erzeugte Protein-Biomasse werden als alternative Eiweißquellen erforscht. Menschen mit Allergie gegen Hausstaubmilben haben erhöhtes Allergie-Risiko Sofern Lebensmittel Proteine aus alternativen Quellen enthalten, die vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der Europäischen Union für den menschlichen Verzehr verwendet wurden und die mindestens einer der in der Novel Food-Verordnung (EU) 2015/2283 genannten Lebensmittelkategorien zugeordnet werden können, gelten sie in der EU als neuartige Lebensmittel. Sie durchlaufen im Zuge der Zulassung eine gesundheitliche Risikobewertung bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Im Fall von Insekten, die z. B. in Form von Insektenmehl verarbeiteten Lebensmitteln wie Keksen oder Nudeln beigefügt werden können, liegt das Augenmerk besonders auf dem Allergie-Risiko. So besteht zum Beispiel vor allem bei Menschen, die eine Allergie gegen Hausstaubmilben, Krebstiere oder Mollusken (Weichtiere) haben, das Risiko, dass sie auch auf Lebensmittel mit Insektenprotein allergisch reagieren. Am BfR wurden daher Methoden für den Nachweis von Insektenproteinen auch in hochverarbeiteten Lebensmitteln etabliert und das allergene Potenzial unterschiedlicher Insektenarten erforscht. Auch Kontaminate aus der Umwelt stellen Risiko dar Ein weiteres Gesundheitsrisiko kann durch unerwünschte Stoffe oder Kontaminanten entstehen, die in diesen Lebens- und Futtermitteln enthalten sein können. So ist bekannt, dass in Hülsenfrüchten Antinutritiva (Antinährstoffe), wie z. B. Phytinsäure, enthalten sind, die die Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen wie Eisen oder Zink hemmen. Getrocknete Meeresalgen können sehr hohe Jodgehalte aufweisen, die eine Überfunktion der Schilddrüse verursachen können. Zu den weiteren gesundheitlichen Risiken zählen Kontaminanten aus der Umwelt, die sich in den Proteinquellen anreichern, mikrobiologische Verunreinigungen und (zum Teil bisher unbekannte) Toxine. Speziell bei den Futtermitteln sind nicht nur mögliche Auswirkungen alternativer Proteinquellen auf die Gesundheit der Nutztiere zu berücksichtigen, sondern auch der sogenannte „Transfer“ der Stoffe in Lebensmittel tierischer Herkunft. Untersuchungen am BfR haben z. B. gezeigt, dass gesundheitlich problematische Inhaltsstoffe aus dem Tierfutter in die Milch von Kühen übergehen können, etwa Bitterstoffe aus Lupinen (Alkaloide). Auf der Konferenz stehen die gegenwärtige und zukünftige Nutzung der neuen Eiweißquellen, regulatorische Rahmenbedingungen und Sicherheitsprüfungen in verschiedenen Ländern sowie die Nachhaltigkeit und sozioökonomische Aspekte der Nutzung auf dem Programm. Auch ernährungsphysiologische Aspekte und die Verbraucherakzeptanz werden diskutiert. Die Konferenz wird vom BfR in Zusammenarbeit mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), der Singapore Food Agency (SFA) sowie dem isländischen Institut für Lebensmittel- und Biotechnologie (Matis) organisiert.
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