Kardiale Amyloidose plus Aortenstenose: Kombinationstherapie kann Leben verlängern

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Das Zusammenspiel aus Aortenklappenstenose und gleichzeitiger kardialer Amyloidose ist mit einem hohen Sterberisiko verbunden. Eine Kombinationstherapie aus Klappeneingriff und medikamentöser Behandlung der Amyloidose kann hier offenbar einen deutlichen Überlebensvorteil bieten.

Liegt eine Aortenstenose mit gleichzeitiger kardialer Amyoidose vor, besteht die Therapie bisher in einem Aortenklappenersatz, während die Amyloidose oft unbehandelt bleibt. Ein internationales Forschungskonsortium unter Leitung der MedUni Wien, Österreich, und des University College London, Großbritannien, konnte nun erstmals nachweisen, dass die kombinierte Behandlung aus Herzklappenersatz und spezifischer medikamentöser Therapie einen deutlichen Überlebensvorteil für die Patienten bringt. Die Studienergebnisse wurden aktuell im „European Heart Journal“ publiziert. 

Registeranalyse deutet auf Überlebensvorteil der Kombinationstherapie

Die Untersuchung stand unter der Leitung von Christian Nitsche (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie, MedUni Wien) und Thomas Treibel (Department of Cardiovascular Imaging, University College London). Das Forschungsteam analysierte die Registerdaten von 226 Patienten (Durchschnittsalter 85±6 Jahre; 80,4 % männlich) mit moderater (13,3 %) bis schwerer (86,7%) Aortenstenose und gleichzeitiger kardialer Amyloidose aus zehn Ländern. Beide Erkrankungen treten in höherem Alter und oft gemeinsam auf. Bisher war unklar, ob die Behandlung der Amyloidose zusätzlich zum Klappeneingriff einen Nutzen für die Patienten bringt. 

Die Strategien zur Behandlung der Herzklappe waren ein transkatheter oder chirurgischer Aortenklappenersatz in 71,7 bzw. 3,5 Prozent der Fälle, eine Ballonangioplastie bei 1,3 Prozent und eine konservative Behandlung bei 23,5 Prozent der Patienten. Zur Behandlung der kardialen Amyloidose erhielten 69 Patienten (30,5 %) ATTR-spezifische Medikamente (99 % Tafamidis).

Nach 3,6±1,7 Jahren war etwa die Hälfte der Teilnehmer verstorben (n=112; 49,6 %). In der jetzt veröffentlichten Analyse zeigte sich jedoch, dass sowohl der Aortenklappenersatz als auch die Behandlung mit Tafamidis mit einem deutlich geringeren Sterberisiko einhergingen. So waren ATTR-spezifische Medikamente unabhängig mit einer geringeren Gesamtmortalität (gewichtete Hazard Ratio [HR] 0,40) und kardiovaskulären Mortalität (gewichtete HR 0,47) assoziiert, jedoch nicht Herzinsuffizienz-bedingten Hospitalisierungen. Die AVR verbesserte die Überlebensrate in der Gesamtkohorte (HR 0,60) und in der Kohorte mit schwerer Aortenstenose (HR 0,42). Am höchsten war jedoch der Überlebensvorteil bei jenen Patienten, bei denen beide Therapieformen kombiniert wurden. „Unsere Ergebnisse zeigen sogar, dass Patient:innen mit beiden Erkrankungen, die sowohl einen Klappenersatz als auch eine spezifische Amyloidose-Therapie erhielten, langfristig ähnlich gute Überlebenschancen hatten wie Menschen mit Aortenstenose ohne Amyloidose“, betont Studienleiter Nitsche.

Gezielte Tests nötig

Sowohl die Aortenstenose als auch die kardiale Amyloidose beeinträchtigen die Pumpfunktion des Herzens und können unbehandelt zum Tod führen. Eine gezielte Therapie kann das Fortschreiten der Amyloidose verlangsamen, ein Klappenersatz behandelt die mechanische Belastung durch die verengte Herzklappe. Bei rund zehn Prozent der Patienten mit Aortenstenose liegt gleichzeitig eine Amyloidose vor, was im klinischen Alltag allerdings oft nicht diagnostiziert wird. „Unsere in der Studie gewonnenen Erkenntnisse legen auch nahe, dass Patient:innen mit ausgeprägter Aortenklappenverengung auf Amyloidose untersucht werden sollten, um den Betroffenen gezielt lebensverlängernde Therapieoptionen anbieten zu können“, betont Nitsche. 

Die Studienautoren weisen abschließend darauf hin, dass ihre Ergebnisse im Kontext des nichtrandomisierten Studiendesgins und der Unterschiede in den Patientenmerkmalen interpretiert werden sollten.

(ah)