Konservierung von Spenderlebern mittels normothermer Maschinenperfusion verbessert Transplantationsmanagement

Die normotherme Maschinenperfusion ermöglicht eine optimale Versorgung und Überprüfung des Spenderorgans. (Foto: © MUI/Florian Lechner)

Eine Studie aus Innsbruck (Österreich) belegt die Effizienz und Praxistauglichkeit der normothermen Maschinenperfusion im Zusammenhang mit Lebertransplantationen. Die Beobachtungsstudie ist laut den Autoren eine der größten Fallserien weltweit, die auf Daten aus dem realen klinischen Alltag über einen längeren Zeitraum basiert.

Die normotherme Leber-Maschinenperfusion (NLMP) kommt vor allem bei Spenderorganen mit eine höheren Risikoprofil zum Einsatz und ermöglicht eine Bewertung der Organfunktion vor der Transplantation. Diese Technologie erlaubt auch eine größere zeitliche Flexibilität und damit eine bessere Planbarkeit von Lebertransplantationen.

Erfolgreicher Praxistest für innovative Konservierungsmethode

Die als Durchbruch in der Transplantationschirurgie gefeierte NLMP-Technologie wird zunehmend in der klinischen Routine eingesetzt. Die Innsbrucker Universitäts-Klinik für Viszeral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie war eine der ersten Einrichtungen weltweit, an der diese Technik im klinischen Alltag realisiert wurde.

Ein Team um Prof. Stefan Schneeberger, PD Dr. Rupert Oberhuber, PD Dr. Benno Cardini und Erstautor Dr. Felix Krendl liefert nun mit einer neuen Beobachtungsstudie erstmals Daten aus der klinischen Praxis über einen Zeitraum von fünf Jahren. „Wir haben zwischen Februar 2018 und Januar 2023 die Wirksamkeit der NLMP-Methode mit der herkömmlichen statischen Kältekonservierung (SCS, Static-Cold-Storage) bei 332 in Innsbruck durchgeführten Lebertransplantationen verglichen und können somit den Nachweis der Effizienz mit hohen Fallzahlen und unter sogenannten ‚Real-World‘-Bedingungen erbringen“, berichtet Schneeberger, an dessen Klinik mit 60 bis 80 durchgeführten Lebertransplantationen pro Jahr ideale Studienbedingungen gegeben sind.

Von 332 zwischen 2018 und 2023 an Erwachsenen durchgeführten Lebertransplantationen wurden 174 nach NLMP und 158 nach SCS durchgeführt. Die Ein-Jahres-Transplantatüberlebensrate bei Benchmark-Fällen* lag bei 93,4 Prozent. In der Gesamtkohorte wurden 83,8 Prozent für SCS und 81,3 Prozent für NLMP erreicht. Die Studie zeigt außerdem, dass die NLMP-Technologie die Transplantation von 67 Organen ermöglichte, die ohne diese innovative Konservierung nicht hätten transplantiert werden können. Im Untersuchungszeitraum sank mit dem zunehmenden Einsatz der NLMP auch die Anzahl nächtlicher Transplantationen signifikant von 41,9 auf 4,2 Prozent.

Bessere Vorbereitung bringt Flexibilität im klinischen Alltag

Das Kernteam der Innsbrucker Studienautoren (v.l.): Benno Cardini, Rupert Oberhuber, Erstautor Felix Krendl und Klinik-Direktor Stefan Schneeberger mit dem Gerät zur normothermen Maschinenperfusion. (Foto: © MUI/David Bullock)

„Diese Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass die NLMP eine bessere Überprüfung, Vorbereitung und Auswahl der Organe zulässt, sodass mehr Transplantationen durchgeführt und trotz vermeintlich höherem Risikoprofil am Papier, die Transplantationen mit gleichem Ergebnis durchgeführt werden können“, kommentiert Chirurg Krendl die zentralen Erkenntnisse.

Die Analyse aus dem Innsbrucker Zentrum zeigt laut den Autoren vor allem auch, dass die verlängerte Organ-Konservierungszeit mittels NLMP die logistische Planung erleichtert und Operationen viel häufiger am Tag angesetzt werden können. „Wir haben schon vor Jahren auf den Wert von ‚Daytime Transplantationen‘ hingewiesen. Nun liefern wir den entscheidenden Beleg für den Mehrwert und die logistischen Benefits der NLMP, die sich problemlos in das Routineprogramm integrieren lässt. Durch die NLMP gewinnt der Faktor Zeit in der Transplantation eine völlig neue Bedeutung. Wir gewinnen Flexibilität im klinischen Alltag, das stellt für die OP-, Personal- und Ressourcenplanung eine echte Lösung dar“, betont Schneeberger.

* Im Zusammenhang mit der Lebertransplantation sind Benchmark-Fälle Operationen, die unter idealen Bedingungen durchgeführt wurden, bei denen die Organqualität hoch war und keine zusätzlichen Risikofaktoren beim Empfänger vorlagen. Diese Benchmark-Fälle dienen als Maßstab, um die Ergebnisse anderer Fälle zu vergleichen und zu bewerten, insbesondere wenn neue Technologien oder Methoden, wie die normotherme Lebermaschinenperfusion (NLMP), eingesetzt werden.