Leberzirrhose: Höhere Inzidenz in Haushalten mit geringem Einkommen3. November 2025 Darstellung Leberzirrhose. (Abbildung: © eranicle/stock.adobe.com) In Schweden tritt eine Leberzirrhose in einkommensschwachen Familien deutlich häufiger auf als in Haushalten mit hohem Einkommen. Das belegen die Ergebnisse einer aktuellen Publikation. Die Studienautoren fordern daher verstärkte Präventionsmaßnahmen für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Folgestudie nach Untersuchungen zum Hepatozellulären Karzinom Das Mortalitätsrisiko im Zusammenhang mit dem Hepatozellulären Karzinom (HCC) ist in weniger gut betuchten Haushalten um etwa 30 Prozent höher als in Familien, die über ein gutes oder sogar hohes Einkommen verfügen. Das hatten die Wissenschaftler bereits in einer im Frühjahr dieses Jahres veröffentlichten Arbeit dargelegt. In ihrer aktuellen Studie konzentrierten sich die Forschenden nun auf die Leberzirrhose als häufigsten Risikofaktor für ein HCC. Die in „The Lancet Public Health“ veröffentlichte Studie basiert auf Registerdaten. Die Untersuchung umfasst alle Personen ab 15 Jahren, die zwischen 2001 und 2022 in Schweden lebten. In der Datenbank identifizierten die Forschenden 49.550 Fälle von Leberzirrhose. Zum Zeitpunkt der Diagnose waren die Betroffenen im Median 64 Jahre alt (Interquartilbereich [IQR] 56–73], bei gut einem Drittel (n=17.776 [36%] handelte es sich um Frauen. Laut den Autoren ist diese aktuelle Arbeit die bisher größte ihrer Art in Schweden, in der der Zusammenhang zwischen sozioökonomischen Faktoren und Leberzirrhose untersucht wurde. Altersstandardisierte Inzidenzraten (ASIRs) und Inzidenzratenverhältnisse (IRRs) berechnete man nach Geschlecht, Geburtsregion und Haushaltseinkommen. Zirrhose-Diagnosen teilten die Forschenden nach der Ätiologie und dem Vorliegen schwerwiegender Leberkomplikationen (MALOs) ein. Inzidenz unter Einkommensschwachen dreifach erhöht Die altersstandardisierte Inzidenzrate (ASIR) für Leberzirrhose stieg um 30 Prozent von 22,4 pro 100.000 Personen (95%-Konfidenzintervall [KI] 21,4–23,5) im Jahr 2001 auf 29,1 (95%-KI 28,0–30,1) im Jahr 2022. Personen mit dem geringsten Einkommen besaßen ein dreifach höheres Risiko für Leberzirrhose als Personen aus dem höchsten Einkommensquartil (IRR 3,11; 95%-KI 3,03–3,20]). Bei Leberzirrhose im Zusammenhang mit einer Fettlebererkrankung erwies sich die Inzidenz als fast doppelt so hoch. Den größten Unterschied machte die Forschenden bei der viral bedingten Zirrhose (Hepatitis B und C) aus: Hier war die Inzidenz bei Menschen in Haushalten mit niedrigem Einkommen mehr als neunmal höher. Die MALO-statusspezifischen IRRs fielen in allen Einkommensgruppen ähnlich aus. Dies deutet laut den Wissenschaftlern auf einen vergleichbaren Schweregrad der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose hin. Die ASIRs von ALD-bedingter und MASLD-bedingter Zirrhose stiegen in allen Einkommensgruppen an, insbesondere bei Personen mit niedrigem Einkommen. Die durch Virushepatitis bedingte Zirrhose nahm in dieser Gruppe bis 2016 zu und ging anschließend stark zurück. Implikationen auch für andere insgesamt eher einkommensstarke Länder Studienautor Juan Vaz. (Foto: © Region Halland) Studienautor Dr. Juan Vaz, Forscher an der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg und vom Karolinska Institutet, erklärt: „Die Häufigkeit von Leberzirrhose nimmt in Schweden zu und ist ungleichmäßig über alle Einkommensgruppen verteilt. Diese Beobachtung dürfte sich auch in anderen Ländern mit hohem Einkommen bestätigen.“ Vaz, der auch als Hepatologe am Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Sahlgrenska tätig ist, ergänzt: „Notwendig sind gezielte Präventionsmaßnahmen und eine frühere Erkennung der Erkrankung, insbesondere in sozioökonomisch benachteiligten Gruppen.“ Problem Früherkennung „Eine große Herausforderung besteht darin, dass Leberzirrhose oft erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome verursacht“, fährt Vaz fort. „Die Primärversorgung leistet bereits viel, aber es ist schwierig, diese Patienten rechtzeitig zu erkennen. Um erfolgreicher zu sein, benötigen wir einfachere Instrumente wie Risikoalgorithmen und Biomarker, die Ärzten helfen, diejenigen Patienten zu identifizieren, die am dringendsten einer frühzeitigen Untersuchung bedürfen.“ (ac/BIERMANN)
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