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Liebe Leserinnen und Leser des Kompakt VetMed,
heute ist der „Tag des Versuchstiers“ und dieser findet in diesem Jahr außerordentlich starke mediale Beachtung, was als gutes Zeichen zu werten sein könnte. Aus dem Blickwinkel von Tierärzten, die tagtäglich mit den mannigfaltigen tierartlichen Unterschieden konfrontiert sind, erscheint mancher Tierversuch durchaus fragwürdig. Andere hingegen sind nachvollziehbar unumgänglich, um die Forschung in bestimmten Bereichen voranzutreiben. Es erscheint sinnvoll, dass Human- und Tiermedizin in der Forschung näher aneinanderrücken, um hieraus entstehende Synergien effizienter zu nutzen. In unserem ersten heutigen Beitrag werden Pro- und Contra-Argumente zu Tierversuchen aufgeführt und unter anderem über zukünftige und gegenwärtige Alternativen beraten.
Laut Tierärztin Gaby Neumann, die sich für den Verein „Ärzte ohne Tierversuche“ engagiert, dürfen Affen, Hunde und Katzen mehrfach für Tierversuche „verwendet“ werden – was eine bedrückende Vorstellung ist. Wenn wir uns etwa in einen Hund hineinversetzen, der für zahnmedizinische Studien eingesetzt wurde und der sich nach überstandenem Martyrium für ein paar Tage in vermeintlicher Sicherheit wiegt, dann aber in einer erneuten Versuchsanordnung landet, dann sollte aus Tierschutzgründen hier für eine Veränderung im Vorgehen plädiert werden. Wir zählen das Jahr 2025 und müssen davon ausgehen, dass Folgegenerationen unser Vorgehen kritisch beurteilen und an dem gegenwärtig vorliegenden Wissen messen werden – dem Wissen um Alternativen, dem Wissen darum, dass verstärkte Forschung auf einem Gebiet auch neue Verfahren hervorbringt. Hier kann – hier sollte – die veterinärmedizinische Forschung wertvolle Beiträge leisten. So veranstaltet die TiHo Hannover am 24. Mai den ersten Tierschutztag, bei dem Forschungsprojekte zum Ersatz von Tierversuchen und zur Verbesserung des Tierwohles vorgestellt werden.
In diesem Kontext muss ich an die mahnenden Worte meines Histologie- und Embryologie-Professors Günther Michel von der veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig denken: Auch wenn diese mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegen, haben sie nicht an Bedeutung verloren: „Wo immer Sie auch tätig sein werden als angehende Tierärzte, bitte vergessen Sie niemals, dass Sie es mit einem Lebewesen zu tun haben.“
In diesem Sinne eine gute Lektüre und eine schöne Zeit,
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