Nichtkleinzellige Lungenkarzinome: Präzise Blutdiagnostik führt zu besseren Behandlungsergebnissen7. Juni 2022 Prof. Klaus Nagels, Universität Bayreuth. Foto: ©Klaus Nagels Eine Studie der Universität Bayreuth zeigt, dass die Liquid Biopsy bei Nichtkleinzelligen Lungenkarzinomen (NSCLC) die Behandlungsergebnisse in vielen Fällen signifikant verbessert und im deutschen Versorgungssystem kosteneffektiv sein kann. Damit NSCLC erfolgreich bekämpft werden können, ist ein möglichst frühzeitiger Nachweis von Treibermutationen wichtig. Für eine steigende Zahl von Treibermutationen stehen bereits passende Therapien zur Verfügung. „Die minimalinvasive Liquid Biopsy ermöglicht es, Treibermutationen im Blut sehr präzise zu identifizieren. Diese diagnostische Information ist für die klinischen Entscheidungsprozesse über den gesamten Krankheitsverlauf relevant. Trotz der Behandlung bleiben minimale Tumorzellverbände aktiv, man spricht von minimaler Resterkrankung. Diese Resterkrankung ist mit bildgebenden Verfahren zunächst nicht erkennbar, dies gelingt frühzeitiger mit der Liquid Biopsy. Die diagnostischen Informationen erlauben eine schnelle und zielgerichtete Therapieeinleitung“, erklärt Prof. Klaus Nagels, Leiter der Studie und Inhaber des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Versorgungsforschung an der Universität Bayreuth. Zwar gilt die Gewebebiopsie, wenn es um die histologische Analyse des Tumors und die Identifikation von Treibermutationen geht, bis heute als Goldstandard. Die dafür erforderliche Entnahme von Tumorgewebe ist jedoch nicht immer möglich. In solchen Fällen ist die Liquid Biopsy eine sehr schonende Alternative, die Treibermutationen mit hoher Zuverlässigkeit identifizieren kann. Sie hat zudem einen weiteren Vorteil: Im Krankheitsverlauf kommt es häufig zu einer Evolution der Tumorzellen, die in der Folge gegenüber einer Therapie resistent werden. Auch diese genetischen Veränderungen lassen sich mit der Liquid Biopsy frühzeitig nachweisen, und zwar oft lange bevor die Tumormasse in der Bildgebung sichtbar wird. „In unserer Studie haben wir typische Krankheitsverläufe von Patientinnen und Patienten mit NSCLC modelliert und haben die Liquid Biopsy dabei als zusätzliche Diagnostik einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Ansatz relevante Vorteile für die Patientinnen und Patienten hat, da die Therapie schneller und besser an die Tumorentwicklung angepasst werden kann. Daraus ergeben sich für viele Patientinnen und Patienten bessere klinische Behandlungsergebnisse bei guter Lebensqualität“, sagt Nagels. Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie betrifft die gesundheitsökonomische Bewertung der Liquid Biopsy. Erstmals wird in Bezug auf das deutsche Gesundheitssystem gezeigt, dass diese Form der Präzisionsdiagnostik die Kosten für die Behandlung des NSCLC keineswegs in die Höhe treibt. „Die Liquid Biopsy ermöglicht längeres Überleben in guter Lebensqualität und erweist sich überdies als kosteneffektiv, weil sie bereits in frühen Stadien der Erkrankung dabei hilft, die Therapie auf zielgerichtete und deshalb wirksame Maßnahmen zu fokussieren. In dieser Hinsicht wird die Liquid Biopsy schon heute durch Methoden der genetischen und molekularbiologischen Diagnostik – insbesondere das NGS (next generation sequencing) – ergänzt und verstärkt. Voraussichtlich werden diese diagnostischen Möglichkeiten künftig noch erweitert werden“, sagt Fabienne Englmeier, Erstautorin der Studie und Doktorandin bei Nagels an der Universität Bayreuth. Zum Erfolg der Studie haben die Lungenkrebsspezialisten Prof. Annalen Bleckmann (Uniklinik Münster), Prof. Wolfgang Brückel (Nürnberg) und Prof. Frank Griesinger (Uniklinik Oldenburg und CRISP-Register) maßgeblich beigetragen. Dr. Annette Fleitz, iOMEDICO (Freiburg) und Dr. Annette Hipper (Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.) haben einen großen Teil der klinischen Datengrundlage für die Modellierung über das CRISP-Register zugänglich gemacht. Dr. David Liesenfeld und Dr. Claudia Ivascu (Roche) haben inhaltlich zur Studie beigetragen. Die Roche Pharma AG hat die Studie finanziell unterstützt.
Mehr erfahren zu: "Erste Ergebnisse zur Gentherapie bei Sichelzellenanämie überzeugen" Erste Ergebnisse zur Gentherapie bei Sichelzellenanämie überzeugen Vorläufige Ergebnisse aus zwei Studien deuten darauf hin, dass die Gentherapie mit Exagamglogene Autotemcel bei Kindern unter zwölf Jahren eine wirksame Heilung der Beta-Thalassämie und Sichelzellenanämie ermöglicht.
Mehr erfahren zu: "Künstliche Tumormodelle simulieren Immun-Reaktionen" Künstliche Tumormodelle simulieren Immun-Reaktionen Krebszellen können der Immunüberwachung entkommen und Tumoren ungehindert wachsen. Ein internationales Team hat sich dieser Herausforderung gestellt und künstliche Tumormodelle entwickelt, in denen synthetische Zellen Immunreaktionen nachahmen.
Mehr erfahren zu: "Magen-Darm-Tumore: Mit Künstlicher Intelligenz endoskopische Eingriffe sicherer planen" Magen-Darm-Tumore: Mit Künstlicher Intelligenz endoskopische Eingriffe sicherer planen Im Rahmen des Forschungsprojektes EndoPlan-3D wollen Wissenschaftler auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende und 3D-Technologien entwickeln, die die Planung endoskopischer Behandlungen bei Magen-Darm-Tumoren unterstützen und damit die Behandlungsqualität verbessern sollen.