Nierenersatztherapie: Neuartige Infusion könnte die Behandlung verbessern

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Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck (Österreich) haben eine Infusion mit geänderter Zusammensetzung getestet und konnten damit den Säure-Basen-Haushalt von Intensivpatienten besser stabilisieren.

Die Mediziner setzten bei einer Gerinnungshemmung an, die gleichzeitig den Säure-Basen Haushalt kontrolliert. Bei jedem extrakorporalen Verfahren muss die Blutgerinnung gehemmt werden, wie Letztautor Michael Joannidis erklärt. Andernfalls würde bei der Nierenersatztherapie der Filter verkleben. Die neuen Forschungsergebnisse wurden im Fachjournal „Intensive Care Medicine“ veröffentlicht.

Vor rund 20 Jahren wurde bei der kontinuierlichen Nierenersatztherapie erstmals anstatt einer systemischen Blutverdünnung mit Heparin die regionale Gerinnungshemmung mit Citrat eingeführt. Seit etwa zehn Jahren wird sie im deutschsprachigen Raum großflächig eingesetzt.

„Das war ein großer Fortschritt. Früher hatten die Patienten ein hohes Blutungsrisiko und konnten etwa im Falle einer dringlich notwendigen Operation oft nicht sofort operiert werden. Das Citrat wirkt ausschließlich im Blut, das sich außerhalb des Körpers befindet, und wird im Körper zu Bicarbonat abgebaut“, erläutert Joannidis die Vorteile der Methode. Das entstehende Bicarbonat wirkt zudem der Übersäuerung entgegen, die durch den Ausfall der Nierenfunktion entsteht.

Vom sauren zum basischen Blut

Doch die Substitutionslösung, die den Patienten zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts, der bei der Hämofiltration entsteht, gegeben werden muss, ist mit der Änderung der Antikoagulationsmethode nicht angepasst worden, erklären die Autoren.

„Wir haben schon in früheren Arbeiten festgestellt, dass eine Azidose unter dieser Therapie zwar rasch ausgeglichen wird, aber 40 Prozent der Patienten dann eine Alkalose entwickeln. Das heißt, sie entwickeln einen pH-Wert, der über dem Normalwert liegt“, so Erstautor Fabian Perschinka. „Es gibt Hinweise dafür, dass eine Alkalose, ebenso wie eine Azidose, zu einer erhöhten Sterblichkeit führen kann, weil sich der Sauerstofftransport und die Aktivität der körpereigenen Proteine verändern“, ergänzt Joannidis.

Hinweise auf besseres Überleben

Die Idee der Mediziner: Besser wäre eine weniger basische Substitutionslösung. Entgegen aller Bedenken, dass eine Lösung mit weniger Basen den ohnehin übersäuerten, kritisch kranken Patienten zusätzlich schaden könnte, bestätigte sich die Hypothese. „Die bisherige Lösung hat 30 Millimol Bicarbonat, die neue Lösung hat 22 Millimol und wir haben im Körper normalerweise 24 Millimol. Wir führen mit der neuen Lösung also etwas weniger Basen zu, um gegenzusteuern“, berichtet das Team.

Bei 88 Probanden haben die Forscher dem randomisierten Studiendesign zufolge, die Untersuchung 96 Stunden lang durchgeführt und bei allen nach der Hälfte der Zeit die Infusionslösung ausgetauscht. Dabei behielten sie ständig den pH-Wert im Auge. „Wir haben die Studie so konzipiert, um zu sehen, ob die Veränderungen im Säure-Basen-Haushalt wirklich mit der jeweils verwendeten Lösung zusammenhängen“, erklären die Autoren.

Die Mediziner konnten damit zeigen, dass die weniger basische Lösung keine Gefahr für die Patienten darstellt und, dass sich der pH-Wert genauso schnell normalisiert wie mit der bisherigen Ersatzflüssigkeit. Insgesamt ermöglichte sie eine bessere metabolische Kontrolle und Stabilität. Es zeichnete sich außerdem ein nicht signifikanter Trend zu einer reduzierten Sterblichkeit bei jenen Probanden ab, die zuerst die Substitutionslösung mit weniger Bicarbonat erhielten (23 Prozent gegenüber 39 Prozent).

Weitere Studie geplant

Nun sei eine multizentrische Studie geplant, in der die Wissenschaftler überprüfen wollen, ob die bessere metabolische Kontrolle auch zu einem besseren Langzeitüberleben führt. In der Zwischenzeit kommen die Studienergebnisse den Innsbrucker Patienten bereits zugute.