Pathologie – Lotse bei Organtransplantationen30. Mai 2019 Foto: © Dan Race, Fotolia.com Transplantationspathologie ist eines der Schwerpunktthemen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie vom 13. bis 15. Juni 2019 in Frankfurt /Main. Zur Debatte zum Thema Organtransplantation am 15. Juni sind Medienvertreter, Betroffene und Patientenvertretungen herzlich eingeladen. Die aktuelle Debatte um neue Regeln für mehr Organspenden rückt das Thema Organtransplantation erneut in den Fokus der öffentlichen Diskussion. „Jedes Jahr sterben mindestens 2.000 Menschen, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen“, erklärt Prof. Dr. Kurt Werner Schmid, Direktor des Instituts für Pathologie des Universitätsklinikums Essen. „Patienten, die beispielsweise eine neue Leber benötigen, warten in Deutschland rund fünf Jahre, in Österreich dagegen nur drei Monate.“ Der Transplantationspathologie sind auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie im Kap Europa Kongresszentrum der Messe Frankfurt / Main drei Themensitzungen gewidmet. Als Highlight gibt es am 15. Juni, um 10:30 Uhr, eine Debatte zum Thema: Organtransplantation – die neue Gesetzgebung. Für eine hochkarätige Besetzung ist gesorgt – auf dem Podium sprechen die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Frau Sabine Weiss (MdB), und der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Herr Dr. Axel Rahmel. Marginale Organe fit machen Prof. Schmid plädiert für eine Widerspruchsregelung in Deutschland, wie sie von Gesundheitsminister Jens Spahn vorgeschlagen wird. „In 20 von 28 EU-Staaten gilt bereits eine Widerspruchslösung, und insbesondere in dem für uns relevanten Eurotransplant-Raum ist Deutschland das einzige Land ohne eine Widerspruchsregelung“, so der Essener Spezialist. „Von 850.000 Menschen, die in Deutschland jährlich sterben, kommen nur etwa 5.000 als potenzielle Organspender von Herz, Lunge, Leber, Niere oder Pankreas infrage. 36 Prozent der Deutschen besitzen einen Spenderausweis; auch wenn die Tendenz wieder steigend ist, sind 955 Spender in 2018, von denen insgesamt 3116 Organe an entsprechende Patienten auf den Wartelisten über Eurotransplant vermittelt werden konnten, deutlich zu wenig“, so Schmid. Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation, DSO, hoffen in Deutschland 9.400 schwer Erkrankte auf die Transplantation eines Organs. Seit Jahren profitiert Deutschland von der größeren Spendenbereitschaft der europäischen Nachbarn und erhält mehr Organe zugewiesen, als es selbst bei der niederländischen Vermittlungsstelle Eurotransplant meldet. Da aber kurze Wege maßgeblich den Erfolg der Transplantation bestimmen, werden verfügbare Organe möglichst an Empfänger vor Ort vermittelt. Die Folge: Aufgrund des großen Mangels an Organen greifen deutsche Transplantationszentren auch zu sogenannten marginalen Organen. „Das sind nur eingeschränkt verwendbare Organe, bedingt durch hohes Spenderalter, Verfettung einer Spenderleber und langen intensivstationären Aufenthalt des Spenders“, erläutert Schmid. „Die Forschung ist sehr aktiv, um marginale Organe wieder fit zu machen. Beispielsweise spiegelt der wiedergewonnene Gallefluss derartig behandelter Lebern hervorragend wider, wie gut das betreffende Organ nach der Transplantation seine Funktion aufnimmt.“ Drei zentrale Aufgaben der Pathologie in der Transplantationsmedizin Der Empfänger eines Spenderorgans soll möglichst lange ein gesundes Leben führen. Um das zu sichern, erfüllen Pathologen/innen vor allem drei wichtige Aufgaben: Die erste Aufgabe ist die Qualitätskontrolle inklusive Beurteilung über Ausschlusskriterien von Spenderorganen. Dabei wird mit Hilfe der Gefrierschnitttechnik an Biopsien vor der Transplantation untersucht, ob Organe unter anderem frei sind von Tumoren oder Infektionen. Außerdem kann der Verfettungsgrad bei einer Leber bestimmt werden. Diese Untersuchung wird in der Regel außerhalb der Kernarbeitszeit angefordert, so dass die pathologischen Institute dafür einen speziellen Rufdienst eingerichtet haben. Eine weitere Qualitätskontrolle ist die pathologische Begutachtung von – aus welchen Gründen auch immer – nicht zur Transplantation verwendeten Spenderorganen. Ein zweiter wichtiger Bereich ist die Abstoßungsdiagnostik. „Mit Biopsien wird nach der Transplantation regelmäßig überprüft, ob ein Organ vom Körper angenommen wird und/oder sich in den Organen andere Erkrankungen entwickelt haben“, führt der Pathologe aus. Transplantationspathologen haben zudem als dritten Fokus die sogenannten Graft-versus-host-Erkrankungen im Blick; eine Erkrankung, die in der Regel nach einer allogenen, also körperfremden Stammzelltransplantation bzw. Knochenmarktransplantation auftritt. Bei dieser Erkrankung greifen die transplantierten Immunzellen des Spenders den Körper des Empfängers an. Betroffen sind hauptsächlich die Haut, der Intestinaltrakt (Darmkanal) sowie die Leber – seltener auch die Lungen.
Mehr erfahren zu: "Zustimmung: Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen" Zustimmung: Bundesrat billigt Kompromiss zu Kassenbeiträgen Eine Ausgabenbremse bei den Kliniken zum Stabilisieren der Kassenbeiträge im neuen Jahr kann kommen. Nach dem Bundestag billigte auch der Bundesrat eine Änderung an einem vorgesehenen Sparpaket.
Mehr erfahren zu: "MUTE-Seq ermöglicht Nachweis niedrigfrequenter Krebsmutationen" MUTE-Seq ermöglicht Nachweis niedrigfrequenter Krebsmutationen Der Nachweis von zirkulierender Tumor-DNA in Flüssigbiopsien gilt als vielversprechender Ansatz in der Präzisionsonkologie. Mit einer neuen CRISPR-basierten Sequenzierungsmethode können auch extrem geringe Mengen mutierter DNA detektiert werden.
Mehr erfahren zu: "Dokumentation von Arzt-Patient-Gesprächen mittels Künstlicher Intelligenz: Hilfreich, aber es gibt auch Bedenken" Dokumentation von Arzt-Patient-Gesprächen mittels Künstlicher Intelligenz: Hilfreich, aber es gibt auch Bedenken Was halten Patienten davon, dass Künstliche Intelligenz Gespräche mit ihrem Behandler transkribiert und entsprechende Informationen dann in der elektronischen Patientenakte landen? Manche machen sich wegen der Sicherheit der Daten Sorgen.