Rotavirus-Infektionen und Typ-1-Diabetes-Inzidenz bei Kleinkindern: Finnische Registerstudie belegt direkte Assoziation

Durch Einführung der Impfung gegen Rotaviren ist in Finnland die Inzidenz von Typ-1-Diabetes zurückgegangen. (Foto: © Kirill Gorlov – stock.adobe.com)

HELSINKI (Biermann) – Ein Rückgang des Anteils mit Rotaviren infizierter Kleinkinder um ein Prozent senkt die Inzidenzrate von Typ-1-Diabetes um etwa acht Prozent. Dies zeigt eine finnische Studie und belegt damit den vielfach postulierten Zusammenhang zwischen der viralen Infektion und der Autoimmunerkrankung.

Infektionen mit dem Rotavirus stehen unter Verdacht, eine Autoimmunität gegen Inselzellen auszulösen, die in einen T1D münden kann. In Finnland steht seit 2006 ein Rotavirus-Vakzin zur Verfügung und mit seiner Eingliederung in das nationale Impfprogramm im Herbst des Jahres 2009 sind die Rotavirus-Infektionen stark zurückgegangen. Interessanter­weise ist die T1D-Inzidenz bei Kindern unter fünf Jahre nach 2010 gesunken. Einige Studien haben in diesem Kontext über eine Assoziation zwischen dem nationalen Rotavirus-Impfprogramm und der beobach­teten niedrigeren T1D-Inzidenz bei Kleinkindern berichtet.

Ziel einer aktuellen Arbeit war es nun, die Häufigkeit eines T1D bei Kindern in Korrelation mit der Exposition gegenüber Rotavirus-Infektionen gezielt zu untersucht. Dazu verglichen die Wissenschaftler in einer landesweiten register­gestützten finnischen Studie Geburtskohorten aus den Jahren 1995 bis 2015, um die Jahrgänge miteinander zu vergleichen, die vor und nach der nationalen Einführung des Rota­virus-Impfstoffs im Jahr 2009 geboren wurden. Dazu unterschieden die Forschenden zwischen Prä-Vakzin-Kohorten (Jahrgänge 1995–2100 und 2001–2005), einer teilweise vakzinierten Kohorte (Jahrgänge 2006-2009) und Post-Vakzin-Kohorten (Jahrgänge 2010–2015).

Unter allen Teilnehmern wurde bei 8764 Kindern vor Erreichen des 15. Lebensjahres ein T1D diagnostiziert und bei 18.154 Kindern unter fünf Jahren eine Rotavirus-Infektion. Beim Vergleich der Geburtskohorten vor der Impfung (2001–2005) mit den Geburtskohorten nach der Impfung sank die Zahl der Kinder, die bis zum Alter von fünf Jahren einer Rotavirus-Infektion ausgesetzt waren, von 2522 pro 100.000 Kinder (2,5 %) auf 171 pro 100.000 Kinder (0,2 %), während die Inzidenz eines T1D bei Kindern unter fünf Jahren von 71,5 auf 54,4 pro 100.000 Personenjahre zurückging (Inzidenzratenverhältnis [IRR] 0,79: 95 %-KI 0,71–0,86). Auf Bevölkerungsebene korrelierte ein Rückgang des Anteils der Rotavirus-infizierten Kinder um einen Prozentpunkt mit einer Reduktion der T1D-Inzidenz um acht Prozent bei Kindern unter fünf Jahren (IRR 0,92; 95 %-KI 0,89–0,96).

Die finnischen Studienautoren schlussfolgern daraus, dass eine direkte Assoziation zwischen einer verminderten Exposition gegenüber Rotavirus-Infektionen und einem Rückgang der T1D-Inzidenz bei Kleinkindern besteht. (je)