„Safe Hearts Plan“ soll kardiovaskuläre Prävention in der EU stärken18. Dezember 2025 Der Safe Hearts Plan der EU-Kommission soll die Herzgesundheit in Europa stärken. (Foto: ©New Africa/stock.adobe.com) Es ist nicht gut bestellt um die Herz-Kreislauf-Gesundheit der EU-Bürger. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Lage in den nächsten Jahrzehnten weiter verschärft. Mit dem „Safe Hearts Plan“ will die EU gegensteuern. Was genau ist geplant? Vor gut einem Jahr wurde von den 27 Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsministern der Europäischen Union (EU) beschlossen, die kardiovaskuläre Gesundheit der europäischen Bevölkerung mit einem EU-weiten Plan zu verbessern (wir berichteten). Am Dienstag, 16. Dezember 2025, wurden nun die ersten Details des sogenannten Safe Hearts Plan von der EU-Kommission bekannt gegeben. 62 Millionen Herz-Kreislauf-Erkrankte, 1,7 Millionen Tote und massive Kosten Hintergrund ist, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen massive Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, die Gesellschaft und die Wirtschaft haben. Laut Kommission sind 62 Millionen EU-Bürger von einer Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen, rund 1,7 Millionen versterben daran jährlich. Besonders aufgrund des steigenden Anteils von Menschen mit Übergewicht wird bis 2050 ein Anstieg der Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 90 Prozent prognostiziert. Die jährlichen wirtschaftlichen Kosten im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen belaufen sich den EU-Angaben zufolge auf 282 Milliarden Euro. „Obwohl fast 80 Prozent dieser Erkrankungen durch eine Änderung der Lebensweise verhindert werden könnten, machen Präventionsmaßnahmen nur weniger als sechs Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in der EU aus“, heißt es von der EU-Kommission. Der Safe Hearts Plan sei eine direkte Antwort auf dieses Problem. Es handelt sich um den ersten EU-weiten Aktionsplan zur Verbesserung der Prävention, Erkennung und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ambitionierte Ziele bis 2035 Konkret sollen mit dem Safe Hearts Plan die folgenden Ziele bis 2035 erreicht werden: Senkung vorzeitiger Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 25 Prozent. Mindestens 75 Prozent der Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren und mindestens 90 Prozent der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter lassen einmal jährlich ihren Blutdruck von einer medizinischen Fachkraft messen. Mindestens 65 Prozent der Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren und mindestens 80 Prozent der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter lassen einmal jährlich ihren Cholesterinspiegel von einer medizinischen Fachkraft messen. Mindestens 65 Prozent der Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren und mindestens 80 Prozent der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter lassen einmal jährlich ihren Blutzucker von einer medizinischen Fachkraft messen. Ermöglichen soll dies eine Verbesserung der EU-weiten Zusammenarbeit in den Bereichen Prävention, Früherkennung und Vorsorge, Behandlung und Pflege. Wichtig ist der EU dabei die Verlagerung vom Schwerpunkt Behandlung hin zum Schwerpunkt Prävention. Maßnahmen zur kardiovaskulären Prävention In ihrem Plan setzt die EU auf unterschiedliche Maßnahmen, um ihren Bürgern eine gesündere Lebensweise zu erleichtern. So sollen mit der bevorstehenden Aktualisierung der EU-Tabakgesetzgebung im nächsten Jahr verstärkte Maßnahmen gegen Tabak und Rauchen umgesetzt werden. Das erklärte Ziel: Den Anteil der erwachsenen Tabakkonsumenten bis 2040 auf unter fünf Prozent zu senken. Auch werden hochverarbeitete Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt von der EU in den Blick genommen. Relativ unkonkret heißt es hierzu von der EU-Kommission, man wolle die Probleme im Zusammenhang mit diesen adressieren und geeignete Instrumente, einschließlich möglicher finanzieller Maßnahmen, prüfen. Zudem ist von einer „Förderung einer Neuformulierung von Lebensmitteln und gesünderer Verbraucherentscheidungen“ die Rede. In diesem Zusammenhang soll ein neues Bewertungssystem für die Lebensmittelverarbeitung entwickelt werden, das Verbrauchern künftig transparente, wissenschaftlich fundierte digitale Informationen bereitstellt. Außerdem will man Kinder und Jugendliche im Rahmen einer Richtlinienüberarbeitung vor schädlicher Werbung schützen und ihre mentale Gesundheit stärken. Zur Förderung regelmäßiger körperlicher Aktivität setzt die EU-Kommission auf eine Überarbeitung der Empfehlung des Rates zur Förderung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität sowie jährliche EU-weite Kampagnen wie #BeActive und die Europäische Woche des Sports. Schließlich soll über eine Ratsempfehlung eine Steigerung der Impfrate von Hochrisiko- und gefährdeten Gruppen ermöglicht werden. Dazu zählen Influenza, COVID-19, Atemwegserkrankungen und andere Infektionen. Vereinheitlichung von Vorsorge und Versorgung Im Moment unterscheidet sich die Versorgungsqualität zwischen den einzelnen EU-Mitgliedstaaten deutlich. Hier soll der Safe Hearts Plan eine Vereinheitlichung bewirken. So wird den EU-Mitgliedstaaten empfohlen, einen gemeinsamen Ansatz für nationale Gesundheitsuntersuchungen zu erproben und einzuführen. Um Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheitsdienste flächendeckend für alle EU-Bürger – auch jene in abgelegenen Regionen – zur ermöglichen, will die EU mobile Vorsorgeprogramme unterstützen. Weiter umfasst der Safe Hearts Plan den vermehrten Einsatz digitaler Instrumente. Diese sollen die personalisierte Behandlung und die integrierte Versorgung zu verbessern. Auch ist ein europäisches Netzwerk von Herz-Kreislauf-Gesundheitszentren geplant, um Fachwissen zu bündeln und die Umsetzung von Maßnahmen zu erleichtern. Ein Dashboard zu gesundheitlichen Ungleichheiten (Health Inequalities Dashboard) soll das Monitoring erleichtern. Schließlich ist mit dem Safe Hearts Plan vorgesehen, die Forschung, Innovationen und Digitalisierung im Bereich der Herz-Kreislauf-Gesundheit zu fördern. Die Fördersumme beläuft sich laut EU-Kommission auf mehr als 200 Millionen Euro. Gesteuert werden soll das Ganze über eine Roadmap, die insbesondere auf Frauen und gefährdete Gruppen fokussiert. Beispielsweise will die EU zum besseren Verständnis geschlechtsspezifischer Aspekte von Herz-Kreislauf 40 Millionen Euro investieren. Auch die Trias aus Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen soll näher beleuchtet und die Nutzung Künstlicher Intelligenz ausgebaut werden – alles unter dem Leitgedanken personalisierter Medizin. ESC: „Bedeutende Errungenschaft“ Begeistert aufgenommen wird der Safe Hearts Plan von der European Society of Cardiology (ESC). Er markiere „einen Meilenstein im Kampf gegen die häufigste Todesursache in Europa“, verkündete die Fachgesellschaft, die an der Erstellung des Plans mitgewirkt hat, noch am Dienstag. „Der Safe Hearts Plan wird entscheidend dazu beitragen, die Ergebnisse zu verbessern und den Bürgern ein gesünderes und aktiveres Leben zu ermöglichen“, äußerte der aktuelle Präsident der ESC, Prof. Thomas F. Lüscher. Past-Präsident Prof. Franz Weidinger ergänzte: „Durch die Priorisierung von Prävention, Früherkennung und gerechtem Zugang zur Gesundheitsversorgung wird dieser Plan unzählige Leben retten.“ Laut der designierten ESC-Präsidentin Prof. Cecilia Linda werde man auch weiterhin eng mit der EU, den Mitgliedstaaten und allen Interessengruppen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, „dass diese Verpflichtungen zu echten Verbesserungen für Patienten in ganz Europa führen“. (ah/BIERMANN)
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