Spezielles Trainingsprogramm senkt Verletzungsrisiko im Jugendfußball deutlich

Prof. Tim Meyer (Quelle: © Oliver Dietze/UdS)

Ein spezielles Aufwärm- und Trainingsprogramm namens Funball kann die Gefahr schwerer Verletzungen im Jugendfußball deutlich verringern. Dies berichtet ein internationales Forscherteam unzer anderem im „British Journal of Sports Medicine“ und in „Sports Medicine Open“.

An der umfangreichen Studie nahmen mehr als 1000 Spieler aus 55 Jugendteams aus dem Kosovo aus den Altersklassen U15, U17 und U19 teil. Über eine komplette Saison hinweg führten einige Teams zusätzlich zum normalen Warm-up mindestens zweimal pro Woche das Funball-Programm durch. Die Kontrollgruppe trainierte wie gewohnt ohne das Zusatzprogramm. Erfasst wurden alle Verletzungen, die zu einem Trainings- oder Spielausfall von mehr als einem Tag führten.

„Die Ergebnisse sind außerordentlich“, ordnet Tim Meyer, Professor für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes, die Wirksamkeit des Trainingsprogramms ein. Spieler, die Funball in ihr Training integrierten, erlitten 49 Prozent seltener eine schwere Verletzung als die Kontrollgruppe. Besonders groß war der Effekt bei Verletzungen während des Trainings (minus 63 Prozent) und in der Altersklasse U17 (minus 76 Prozent). „Auch zeigt sich ein besonderer Nutzen von Funball bei bestimmten Arten von Verletzungen, beispielsweise am Knie“, erklärt Meyer weiter, der die Studie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Kosovo durchgeführt hat.

Training von Koordination, Stabilität und Kognition

Das Besondere an Funball ist seine Kombination aus fußballspezifischen, spielnahen Übungen und Elementen, die über ein klassisches Warm-up hinausgehen. Das Programm setzt auf dynamische Bewegungen mit Ball, Partner- und Teamübungen sowie kognitive Herausforderungen. Spieler trainieren dabei nicht nur Koordination, Stabilität und Sprungtechnik, sondern auch Reaktionsfähigkeit und Entscheidungsverhalten, oft in Form kleiner Wettkämpfe. Diese spielerische und abwechslungsreiche Gestaltung macht Funball nicht nur effektiver für die Verletzungsprävention, sondern auch attraktiver für junge Fußballer.

Die Wissenschaftler empfehlen, das Programm fest in den Trainingsalltag zu integrieren, mindestens zwei Einheiten pro Woche. „Denn schwere Verletzungen im Jugendalter bedeuten nicht nur lange Ausfallzeiten, sondern können auch die Karrierechancen und die Freude am Sport beeinträchtigen“, weiß Meyer, der gut zwei Jahrzehnte lang die deutsche Fußball-Nationalmannschaft medizinisch betreut hat.