Viszeralmedizin 2018: Ökonomisierung darf Vertrauen in ärztliches Handeln nicht zerstören16. August 2018 Foto: © weyo/Fotolia Wie können Patienten mit Erkrankungen an Magen, Darm, Leber oder Bauchspeicheldrüse trotz des wirtschaftlichen Drucks in Kliniken optimal behandelt werden? Und welche Möglichkeiten bietet dabei die Digitalisierung? Diese beiden Fragestellungen bilden zwei der zentralen Aspekte des diesjährigen Kongresses Viszeralmedizin. Gastroenterologen, Endoskopiker und Chirurgen diskutieren dort gemeinsam über aktuelle Erkenntnisse und Entwicklungen bei der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Bauchraums und Verdauungstrakts. Diese sind nach den Herz-Kreislaufstörungen die häufigsten Krankheiten der Deutschen. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und ihre Sektion Endoskopie richtet den Kongress gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) aus, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert Ärzte und Pflege stehen im klinischen Alltag vor schwierigen Herausforderungen: Auf der einen Seite ist ökonomisches Handeln in Zeiten des demografischen Wandels eine legitime und akzeptierte Voraussetzung, um die medizinische Versorgung aller Versicherten auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite wird die Ökonomie von vielen Ärzten und Pflegenden als belastend empfunden. „Ökonomie muss der Medizin dienen, die Medizin muss in einem vernünftigen ökonomischen Rahmen Steuerungsaufgaben übernehmen“, sagt Prof. Wolfgang Schepp, Kongresspräsident der DGVS und Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, Klinikum Bogenhausen, München. „Daraus resultieren Grenzen für die Ökonomie dort, wo sie das Grundvertrauen des Patienten in ärztliches Handeln zerstört und die Wissenschaft zum Nachteil der medizinischen Weiterentwicklung beschneidet.“ Motto des diesjährigen Kongresses lautet „Vision gestaltet Wirklichkeit: Spannungsfeld Ökonomie – Mensch – Digitalisierung“. Denn ein weiteres zentrales Thema des Kongresses sind die Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung. „Die digitale Technik bietet enorme Chancen, beispielsweise um aktuelles Wissen im Klinikalltag sekundenschnell nutzbar zu machen oder administrative Tätigkeiten zu erleichtern und damit mehr Zeit für die Patienten zu Verfügung zu haben“, erklärt Prof. Jörg C. Kalff, Kongresspräsident der DGAV und Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinik Bonn. Doch die Experten beklagen, dass viele deutsche Kliniken bei der Digitalisierung massiv hinterherhinken – es fehle an technischer Ausstattung und Schulungen. „Wir müssen das bislang kaum abgerufene Potenzial der Digitalisierung zum Nutzen unserer Patienten und zur Verbesserung der eigenen Arbeitsbedingungen noch viel stärker ausschöpfen“, betont auch PD Dr. Andrea Riphaus, Vorsitzende der Sektion Endoskopie und Chefärztin Innere Medizin II am St. Elisabethen-Krankenhaus Frankfurt. Der Kongress wird daher Zukunftsperspektiven und digitale Entwicklungen in der Viszeralmedizin präsentieren, beispielsweise den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Darmkrebsvorsorge oder der Robotik in der Viszeralchirurgie. Das wissenschaftliche Programm des Kongresses deckt das gesamte Spektrum der Gastroenterologie mit diagnostischer und interventioneller Endoskopie, sowie der Viszeralchirurgie ab: Von aktuellen Erkenntnissen zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen über die konservative, interventionell-endoskopische und chirurgische Therapie der Adipositas bis hin zu neuen Therapieoptionen bei Magen-, Darm-, Leber- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Auch zu Erkrankungsbildern, die zwar weniger schwerwiegend, aber weit verbreitet sind – Refluxösophagitis, Reizmagen, Reizdarm oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten- und allergien – wird der Kongress zahlreiche neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung, Diagnostik und interdisziplinären Therapien präsentieren.
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