Vorhofflimmern: Wichtige Ursache für embolischen Schlaganfall unbestimmter Ursache13. Dezember 2022 Prof. Lars Kellert (l.) und PD Dr. Moritz Sinner, Oberärzte an der Neurologischen Klinik und der Kardiologischen Klinik des LMU Klinikums, forschen zusammen mit Kollegen zur Herzrhythmusüberwachung bei Schlaganfall-Patienten. (Quelle: © LMU Klinikum München) Eine neue Studie des LMU Klinikums München zeigt, dass die Herzrhythmusüberwachung bei Schlaganfall-Patienten für eine effektive Sekundärprävention wichtig sein kann. Embolische Schlaganfälle unbestimmter Ursache (ESUS) machen bis zu 20 Prozent aller Schlaganfälle aus. Unerkanntes Vorhofflimmern – eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen – gilt als eine wichtige Ursache. Allerdings fehlten bisher etablierte Ansätze, um die ESUS-Patienten zu identifizieren, die von einem intensiveren Vorhofflimmern-Screening und einer darauf abgestimmten sekundären Schlaganfallprävention profitieren. Eine gemeinsame Studie der Kliniken für Kardiologie und Neurologie am LMU Klinikum, die in der Fachzeitschrift “Annals of Neurology” veröffentlicht wurde, zeigt nun, wie durch eine nichtinvasive, EKG-basierte Risikobewertung ESUS-Patienten mit einem hohen Risiko für Vorhofflimmern erkannt werden können. Prof. Lars Kellert und PD Dr. Moritz Sinner, Oberärzte an der Neurologischen Klinik und der Kardiologischen Klinik des LMU Klinikums, geben einen Einblick in die Studie. Welche Frage wurde in dieser Studie behandelt? Prof. Lars Kellert: Wir haben untersucht, wie wir ESUS-Patient:innen erkennen können, die ein besonders hohes Risiko dafür haben, dass ihr Schlaganfall durch Vorhofflimmern ausgelöst wurde. Was trägt Ihre Studie zum bestehenden Wissen bei? Kellert: In dieser Beobachtungsstudie haben wir knapp 300 Patienten analysiert, die einen embolischen Schlaganfall ungeklärter Ursache hatten und zwischen 2018 und 2019 am LMU Klinikum behandelt wurden. Dabei spielt der „Rhythm Irregularity Burden“ eine wichtige Rolle, der die Unregelmäßigkeit des Herzschlags erfasst. Diesen können wir in unserer automatisierten Herzrhythmusüberwachung in der Stroke-Unit im LMU Klinikum in Großhadern beobachten. Anhand des „Rhythm Irregularity Burden“ können wir sehr genau zwischen Patienten mit sehr hohem und sehr niedrigem Risiko für Vorhofflimmern unterscheiden. Meldet das System ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern, dann können wir tatsächlich im Verlauf der nächsten 15 Monate bei etwa 25 Prozent dieser Patienten auch Vorhofflimmern nachweisen. Unser Ergebnis konnten wir in einer unabhängigen Gruppe von ESUS-Patient:innen der Universitätsklinik Tübingen bestätigen. Wie könnte sich dies auf die Praxis der Neurologie und Kardiologie auswirken? PD Dr. Moritz Sinner: Auf Basis unserer individuellen Risikobewertung für Vorhofflimmern bei ESUS-Patienten können wir beispielsweise entscheiden, ob wir bereits auf der Schlaganfallstation intensiv mit Blick auf Herzrhythmusstörungen überwachen müssen. Auch in der ambulanten kardiologischen Nachsorge können wir aufgrund der neuen Risikoeinschätzung ein individuelles Konzept für die Herzrhythmusüberwachung erarbeiten. Bei einigen Patienten kann zum Beispiel ein intensiveres Monitoring mit wiederholten Langzeit-EKGs oder sogar implantierbaren Ereignisrekordern erforderlich sein, während dies bei Patienten mit niedrigem Risiko nicht erforderlich erscheint. Ein großer Vorteil unseres neuen EKG-basierten Risiko-Scores liegt darin, dass er nichtinvasiv ist und wir ihn damit besonders einfach bei allen Schlaganfall-Patient:innen anwenden können. Denn wenn Vorhofflimmern erkannt wird, können wir unsere ESUS-Patienten durch entsprechende Medikamente effektiv vor einem erneuten Schlaganfall schützen.
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