Wie lange wirken Medikamente gegen Neurodermitis?9. Dezember 2024 Dr. Stephan Traidl untersucht die Auswirkung systematischer Therapien bei Neurodermitis. (Quelle: © Karin Kaiser/MHH) Der MHH-Mediziner Dr. Stephan Traidl untersucht die Auswirkungen systemischer Therapien bei atopischer Dermatitis. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung zeichnet ihn dafür mit dem mit 250.000 Euro dotierten Memorialstipendium aus. In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Medikamente zur Behandlung der Atopischen Dermatitis zugelassen, welche die Ursachen von innen bekämpfen sollen und auf die fehlgeleitete Immunantwort abzielen. In welchem Umfang diese systematischen Therapien jedoch eine langfristige Besserung erwirkt, ist bisher nicht umfassend untersucht. Dieser Frage will Traidl, Assistenzarzt an der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), nun nachgehen. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung zeichnet den Wissenschaftler dafür mit dem Memorialstipendium für besonders begabte junge Ärztinnen und Ärzte aus und fördert sein Projekt „Nachhaltige Beeinflussung der atopischen Dermatitis mit systemischen Therapien“ über zwei Jahre mit 250.000 Euro. Entzündungsreaktion stoppen Bei der Atopischen Dermatitis spielen Immunzellen vom Typ 2 eine zentrale Rolle, deren eigentliche Funktion die Parasitenabwehr darstellt und die außerdem helfen, verletztes Gewebe zu reparieren. Die daraus entstehende autoimmune Entzündungsreaktion wird mit verschiedenen biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln sowie entzündungshemmenden Wirkstoffen behandelt, die sich insbesondere gegen diese Typ-2-Immunantwort richten. Dazu gehören auch Januskinase(JAK)-Inhibitoren. Sie hindern die JAK-Enzyme im Zellinneren daran, die Signale von entzündungsfördernden Botenstoffen aus der Gruppe der Zytokine weiterzuleiten. „Die grundlegende Fragestellung ist, ob eine zielgerichtete Therapie die Neurodermitis langfristig beeinflussen und sich positiv auf ihren Verlauf auswirken kann“, erklärt Traidl. Um diese Frage zu beantworten, schaut sich der Mediziner zum einen klinische Daten aus dem Neurodermitisregister TREATgermany an. Zum anderen setzt er auf Omics-Datensätze, die Aufschluss über das Transkriptom der Patientinnen und Patienten geben, also darüber, welche für die Krankheit wichtigen Gene bei ihnen tatsächlich abgelesen und umgesetzt werden. Diese Datensätze sind um viele Größenordnungen umfangreicher als die klinischen Daten, ihre Auswertung ist entsprechend arbeitsaufwendig. Für Traidl, der neben seinem Medizinstudium auch Datenwissenschaften an der MHH studiert hat, ist das allerdings kein Problem. Auch Hautbiopsien von Patienten werden mithilfe von räumlicher Transkriptomik (Spatial Transcriptomics) analysiert. Diese Technik liefert eine umfassende Übersicht über die Transkriptionsaktivität in intakten Gewebeschnitten. So lassen sich die identifizierten molekularbiologischen Abläufe der Neurodermitis ganz bestimmten Strukturen in der Haut zuordnen und auch die verschiedenen Wirkmechanismen der Medikamente untersuchen. Weitere Autoimmun-Erkrankungen verhindern „Ich möchte mir anschauen, wie sich die klinischen und die Omics-Daten unter der Therapie verändern und was passiert, wenn die Therapie abgesetzt wird“, erklärt der Wissenschaftler. So geht Traidl der Frage nach, ob abhängig von der Therapie unterschiedliche bleibende Entzündungsmuster in der Haut aufzufinden sind, die ein Wiederaufflammen der Erkrankung nach Absetzen der Medikamente begünstigen können. Oder ob es eventuell körpereigene Substanzen gibt, die genau das verhindern. Ein weiterer Aspekt ist das Risiko für Neurodermitis-Betroffene, weitere atopische Erkrankungen zu entwickeln wie etwa allergisches Asthma, allergische Rhinitis oder Nahrungsmittelallergien. Ob sich ein solcher „atopischer Marsch“ bei Kindern und Jugendlichen mithilfe der systematischen Therapien verhindern lässt, will der Mediziner ebenfalls beleuchten. Die Chancen dafür stünden nicht schlecht. „Wenn die überschießende Immunreaktion der Patientinnen und Patienten gedrosselt wird, gibt es jedenfalls weniger Entzündungsreaktionen in der Haut.“ Und so sinke möglicherweise auch das Risiko der Erkrankten, sich gegenüber weiterer allergieauslösender Substanzen zu sensibilisieren, die eine neue Autoimmunreaktion auslösen.
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