Die meisten Vorschulkinder bewegen sich zu wenig

Tablet statt Spielplatz: Kinder sind körperlich zu wenig aktiv. (Foto: © Svitlana – stock.adobe.com)

Nicht einmal jedes vierte Kind im Alter von zwei bis vier Jahren erreicht die empfohlene tägliche Bewegungsmenge. Dies zeigt eine von der Universität Bristol (UK) geleitete Studie. Zwar sind Kinder an Tagen, an denen sie eine Kindertagesstätte besuchen, deutlich aktiver. Für ausreichend Bewegung reicht das aber trotzdem nicht.

Forschende hatten mithilfe von Beschleunigungsmessern die Bewegungsdaten von 419 Kindern im Vorschulalter (49,6 % Jungen) analysiert, die Kindertagesstätten in vier verschiedenen Gemeinden in England (Somerset, Swindon und Sandwell) und Schottland (Arran und Ayrshire) besuchen. Damit wollten die herausfinden, wie sich das Aktivitätsniveau der Kinder zwischen Wochentagen und Wochenenden unterschied.

Wie die Autoren im „Journal of Physical Activity and Health“ berichten, waren Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren an Tagen, an denen sie Einrichtungen für frühkindliche Bildung besuchten, deutlich aktiver (im Durchschnitt 15 Minuten). Allerdings erfüllte weniger als ein Viertel (23%) der Vorschulkinder die Aktivitätsrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 180 Minuten täglicher körperlicher Aktivität und nur 2,4 Prozent erreichten das Ziel von 60 Minuten moderater bis intensiver körperlicher Aktivität.

Kindertagesstätten gleichen soziale Unterschiede aus

Mädchen erfüllten diese Richtlinien deutlich seltener als Jungen (Differenz 8%) und jüngere Kinder seltener als ältere. Außerhalb der Kindertagesstätten waren die am wenigsten sozial benachteiligten Kinder aktiver als die am stärksten benachteiligten. In den Kindertagesstätten hingegen waren die Aktivitätsniveaus ähnlich. Dies unterstreicht den Autoren zufolge die wichtige Rolle von Kindertagesstätten, indem sie Möglichkeiten bieten, aktiver zu sein und Ungleichheiten zu verringern.

„Diese Ergebnisse zeigen eine kritische Lücke in der körperlichen Aktivität von Vorschulkindern auf“, erklärte Dr. Kim Hannam, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bristol Medical School: Population Health Sciences (PHS) und leitende Autorin der Studie. „Obwohl frühkindliche Einrichtungen ein aktiveres Umfeld bieten, erreichen die meisten Kinder immer noch nicht das für ein gesundes Wachstum und eine gesunde Entwicklung erforderliche Bewegungsniveau“, ergänzte sie.

Die Forscher schlagen vor, dass Maßnahmen zur Steigerung des Aktivitätsniveaus sich sowohl auf Einrichtungen für Kleinkinder als auch auf das häusliche Umfeld konzentrieren sollten. Eine verstärkte nationale Politik, das Engagement der Eltern und spielfreundliche Umgebungen könnten dazu beitragen, dass kleine Kinder die Grundlagen für eine lebenslange Gesundheit schaffen. (ej/BIERMANN)