Hochgradige Divertikulitis: Analyse belegt alarmierenden Anstieg bei jüngeren Menschen in den USA27. Oktober 2025 Abbildung: © Ismail/stock.adobe.com Eine umfassende Analyse von mehr als 5,2 Millionen Krankenhauseinweisungen in den USA zeigt einen beunruhigenden Anstieg von Fällen einer schweren Divertikulitis bei Personen unter 50 Jahren auf: Demnach hat die Rate komplizierter Fälle in dieser Altersgruppe innerhalb von 15 Jahren deutlich zugenommen. Als komplizierte Fälle wurden dabei solche angesehen, bei denen Abszesse, Perforationen oder andere schwerwiegende Komplikationen auftraten. Die Forschenden von der University of California – Los Angeles (UCLA) und der Vanderbilt University (beide USA) untersuchten für ihre in der Zeitschrift „Diseases in the Colon & Rectum“ veröffentlichte Analyse untersuchten Krankenhauseinweisungen erwachsener Divertikulitis-Patienten in den USA in den Jahren 2005 bis 2020. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass der Anteil jüngerer Patienten (unter 50 Jahren) in der Gruppe derjenigen mit komplizierter Divertikulitis von 18,5 auf 28,2 Prozent gestiegen war. Dies entspricht einer relativen Zunahme von etwa 52 Prozent. Vergleichbarer Anstieg wie der bei frühen Darmkrebsdiagnosen Studienleiterin Shineui Kim von der UCLA Health und Studienleiterin Dr. Aimal Khan von der Vanderbilt University unterstreichen, dass diese Forschungsergebnisse auf eine weitere wachsende Gesundheitsgefahr für Personen im mittleren Lebensalter hinweisen. Denn: In dieser Bevölkerungsgruppe sei schon ein vergleichbarer Anstieg der Darmkrebsdiagnosen zu verzeichnen. So hatte ein Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern der American Cancer Society (ACS) im vergangenen Jahr in „The Lancet Oncology“ dargelegt, dass die Inzidenzraten von früh auftretendem Kolorektalkrebs in 27 von untersuchten 50 Ländern weltweit steigen (wir berichteten). Im Sommer dieses Jahres dann berichteten Wissenschaftler des Dana-Farber Cancer Institute (USA) in einer anderen Studie über steigende Raten nicht nur von Kolorektalkarzinomen, sondern auch bei Krebserkrankungen, die das Pankreas, den Magen und den Ösophagus betreffen, sowie bei anderen, weniger häufigen gastrointestinalen Krebserkrankungen bei Menschen unter 50 Jahren. Mehr und häufiger komplizierte Divertikulitis bei Jüngeren „Wir beobachten eine deutliche Verschiebung bei den Krankenhauseinweisungen wegen hochgradiger Divertikulitis“, erklärt Kim, Medizinstudentin an der David Geffen School of Medicine der UCLA und Erstautorin der Studie. „Diese Erkrankung galt traditionell als Erkrankung älterer Erwachsener, doch unsere Daten zeigen, dass auch jüngere Amerikaner zunehmend betroffen sind und häufiger kompliziertere Krankheitsbilder auftreten.“ In der aktuellen Analyse des US-amerikanischen National Inpatient Sample, die die Autoren von der UCLA nun präsentieren, betrachtete man 5,2 Millionen Patienten, die in den Jahren 2005 bis 2020 wegen einer Divertikulitis in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren. Dabei stuften die Forschenden 16 Prozent (n=837.195) als „früh aufgetretene“ Fälle ein, da es sich um Patienten unter 50 Jahren handelte. Bei diesen früh aufgetretenen Fällen stieg die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen komplizierter Divertikulitis im Untersuchungszeitraum von 18,5 auf 28,2 Prozent. Laut Kim bedeutet dies eine erhebliche Krankheitslast in einer Bevölkerungsgruppe, die historisch betrachtet einem geringeren Risiko ausgesetzt war. Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Divertikulitispatienten Auch wenn die Zahl der komplizierten Fälle zunimmt, haben sich die Behandlungsstrategien weiterentwickelt. Der Anteil jüngerer Patienten, bei denen eine Kolektomie erforderlich war, sank während des Untersuchungszeitraumes von 34,7 auf 20,3 Prozent. Dies deute darauf hin, dass Ärzte mehr Fälle mit konservativen Ansätzen erfolgreich behandeln, erklärt Kim. Die Studienautorin nennt weitere Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Patienten mit Divertikulitis, die in der Untersuchung zutage traten. Im Vergleich zu älteren Patienten wiesen jüngere Patienten niedrigere Sterblichkeitsraten auf, verbrachten weniger Tage im Krankenhaus (durchschnittlich 0,28 Tage weniger) und verursachten geringere Krankenhauskosten (1900 Dollar weniger pro Hospitalisierung). Demgegenüber steht jedoch die Beobachtung, dass jüngere Patienten häufiger operiert werden mussten. Die Wahrscheinlichkeit für die Notwendigkeit einer Kolektomie war um 29 Prozent höher als bei Patienten jenseits des 50. Lebensjahres. Für die Notwendigkeit einer perkutanen Drainage ermittelten die Forschenden eine Erhöhung um 58 Prozent. „Jüngere Patienten haben zwar im Allgemeinen bessere Überlebenschancen und kürzere Krankenhausaufenthalte, benötigen aber paradoxerweise häufiger invasive Eingriffe“, machte Kim deutlich. „Dies deutet darauf hin, dass ihre Erkrankung aggressiver sein könnte oder dass sich die Behandlungsansätze je nach Alter und allgemeinem Gesundheitszustand des Patienten unterscheiden.“ Stärkere Forschungsbemühungen auf diesem Gebiet sind notwendig Nach Auffassung der Studienautoren reicht die Forschung zu den möglichen Ursachen der steigenden Belastung durch früh einsetzende Divertikulitis noch nicht aus, auch im Zusammenhang mit der Zunahme von Darmkrebs bei Menschen im mittleren Lebensalter. „Es ist wenig darüber bekannt, wie es zu diesem Anstieg bei jüngeren Patienten kommt“, unterstreicht Kim. „Wir benötigen dringend weitere Forschung, um die Ursachen für diese Tendenzen zu ermitteln – seien es Ernährungsfaktoren, Veränderungen des Lebensstils, Adipositasraten oder andere Umwelteinflüsse.“ (ac/BIERMANN)
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