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Liebe Leserinnen und Leser des Kompakt Urologie,
dreimal Prostatakrebs, einmal Blasenkrebs, einmal Seminom: In diesem Newsletter geht es um die Uro-Onkologie.
Einen entscheidenden Treiber, der Prostatakrebs in eine aggressive, vom Androgenrezeptor unabhängige Form überführt, haben US-Wissenschaftler gefunden, nämlich den Transkriptionsfaktor PROX1. Da dieser eng mit Histon-Deacetylasen zusammenarbeitet, lässt sich die „Linienplastizität“ dieser Tumorzellen durch eine bekannte Medikamentenklasse hemmen.
Ebenfalls um fortgeschrittenen Prostatakrebs geht es in der TALAPRO-2-Studie, in diesem Fall um metastasierten kastrationsresistenten Prostatakrebs mit Defizienz in DNA-Reparaturgenen der homologen Rekombination. Eine aktuelle Publikation zeigt, dass die Hinzunahme von Talazoparib zur Therapie mit Enzalutamid die von den Patienten berichteten Endpunkte verbessert.
Neues gibt es auch zur Diagnostik: Die ultraschallgeführte transperineale Biopsie weist gegenüber der transrektalen Biospie nach Ergebnissen der TRANSLATE-Studie mehr Karzinome der Gleason-Grad-Gruppe ≥2 nach. Sie scheint allerdings für die Patienten auch etwas unangenehmer zu sein als das Standardverfahren.
Hochrangig in „Nature Medicine“ publiziert wurde eine Phase-Ib-Studie zur Therapie von Cisplatin-ungeeigneten Patienten mit muskelinvasivem Blasenkrebs. Ein onkolytisches Virus, das für den Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierenden Faktor kodiert, erzielte zusammen mit Nivolumab eine beachtliche Antitumoraktivität.
Von der Zukunftsmusik zurück zur operativen Praxis, erneut zum Thema Lymphadenektomie: Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass die primäre retroperitoneale Lymphknotendissektion bei Seminom im Stadium II gute perioperative Ergebnisse aufweist. Allerdings geht sie auch mit einem Rezidivrisiko von circa 15 Prozent einher. „Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass man mit dem operativen Eingriff 85 Prozent der Patienten eine zytotoxische Therapie erspart“, kommentiert Kompakt-Urologie-Herausgeber Prof. Michael Stöckle. „Die Patienten mit Rezidiven können in aller Regel geheilt werden, unterliegen also quoad vitam wahrscheinlich keinem hohen Risiko, auch wenn hier endgültige Langzeitergebnisse ausstehen.“
Zu nichtonkologischen Studien beachten sie bitte weiter unten „Unsere Auswahl“.
Eine aufschlussreiche Lektüre und eine schöne Woche wünscht Ihnen
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