Nierentransplantation: Projekt GeGe4Nephro erforscht geschlechtsspezifische Risiken5. November 2025 Foto: © izzuan/stock.adobe.com Das Forschungsprojekt GeGe4Nephro widmet sich geschlechtsspezifischen Risiken, zum Beispiel für Krebserkrankungen, bei Nierentransplantationen. In Deutschland leben etwa 100.000 Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung, die regelmäßige Dialyse und perspektivisch eine Organtransplantation benötigen. Ihre Versorgung erfordert mehr als zehn Prozent der Gesundheitsausgaben, informiert die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). „Nierentransplantierte haben ein erhöhtes Krebsrisiko gegenüber der Normalbevölkerung“, sagt Dr. Antje Richter vom Institut für Genetik der JLU, die mit ihrer Arbeitsgruppe an dem Projekt beteiligt ist. „Geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnose, Therapie und Nachsorge werden jedoch bislang noch zu wenig berücksichtigt“, fügt sie hinzu. So hätten Frauen beispielsweise eine bis zu 20 Prozent geringere Chance, auf die Warteliste für eine Spenderniere zu gelangen, trotz vergleichbarer oder besserer Prognose nach einer Transplantation als bei Männern. Das Forschungsprojekt GeGe4Nephro unter Federführung des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering, an dem auch Forschende der JLU beteiligt sind, widmet sich diesen Unterschieden, um die medizinische Versorgung Transplantierter zu verbessern. Entwicklung eines KI-gestützten Prognosemodells Das Ziel von GeGe4Nephro ist die Entwicklung eines KI-gestützten Prognosemodells, das Ärzten hilft, das individuelle Risiko für Komplikationen nach einer Nierentransplantation – beispielsweise Krebs – besser einschätzen zu können und personalisierte Präventionsmaßnahmen wie gezielte Hautkrebs-Screenings verantwortungsvoll einzusetzen. Dazu soll ein interaktives Werkzeug („Demonstrator“) entwickelt werden, im klinischen Alltag erprobt, und langfristig in die Routineversorgung überführt, erklären die Autoren. Das GeGe4Nephro-Konsortium kombiniert dazu alle relevanten Expertisen. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Universitätsklinikum Leipzig steuern klinische Expertise und Transplantationsdaten bei, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verantwortet ethische Leitlinien und das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering (HPI) bringt KI-Methodenkompetenz mit ein. Die JLU sowie die Labor Pachmann GmbH steuern modernste epi/-genetische und molekulare Laborexpertise bei. Darüber hinaus verfügt das Konsortium über ein Netzwerk internationaler Partner bestehend aus Patienten- und Arztvertretungen, Transplantationszentren, Forschungseinrichtungen und Industrie. Geleitet wird das Forschungsprojekt von Dr. Matthieu-P. Schapranow vom HPI. Epigenetische Biomarker im Fokus An der JLU identifiziert das Team um Richter im Projekt GeGe4Nephro epigenetische, geschlechtsspezifische Biomarker bei Patienten, die eine Nierentransplantation erhalten haben. Dazu verwenden sie spezielle Analysen und Tests, um mögliche Kandidaten zu überprüfen. Sie nutzen Techniken wie die „Genschere“ CRISPR-dCas-Editing, um die Aktivität stillgelegter Gene zu untersuchen. Das Ziel ist es, zuverlässige Marker für das Überwachen des Zustands nach der Transplantation zu entwickeln und die Grundlage für einen späteren Bluttest („Liquid Biopsy“) zu schaffen. „Mit GeGe4Nephro entsteht ein innovatives Werkzeug für geschlechtergerechte, datenbasierte Medizin, das die Nachsorge von Nierentransplantierten nachhaltig optimiert“, kommentiert Richter. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert das Projekt GeGe4Nephro unter dem Förderkennzeichen 16SV9494-99 für zunächst drei Jahre mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro im Rahmen der Förderrichtlinie „Interaktive Technologien für eine geschlechtsspezifische Gesundheit“ (GeGe).
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