Studie sucht Biomarker für die frühzeitige Erkennung der Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung15. Mai 2025 Prof. Michael W. Sereda, Oberarzt in der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Leiter der Forschungsgruppe „Translational Neurogenetics“ am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften. (Foto: © privat) Unter der gemeinsamen Leitung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Timone University Hospitals in Marseille, Frankreich, ist ein internationales Kooperationsprojekt zur Identifizierung neuer Biomarker für die frühzeitige Diagnose und Behandlung der Charcot-Marie-Tooth-Krankheit Typ 1A gestartet. Die Charcot-Marie-Tooth-Krankheit (CMT) ist eine der häufigsten erblichen neurologischen Krankheiten weltweit. Sie betrifft etwa einen von 2500 Menschen und zählt damit zu den „Seltenen Erkrankungen“. Die häufigste Unterform der CMT ist die CMT1A. Aufgrund eines Gendefektes, der Verdopplung des Gens für das periphere Myelin-Protein (PMP) 22, entwickeln die Patienten eine langsam fortschreitende Nervenschädigung. Diese beginnt bereits im frühen Kindesalter und geht mit einer Muskelschwäche sowie dem Abbau der Muskulatur einher, welches zu Gehschwierigkeiten oder Fußdeformitäten führt. Später kommt es zu Sensibilitätsstörungen wie Taubheit, Kribbeln und Schmerzen und es schwindet zunehmend die Kraft in Armen und Beinen. In seltenen Fällen sind die Patienten an den Rollstuhl gefesselt. Trotz bedeutender Fortschritte in der Diagnostik gibt es derzeit keine Therapie für CMT1A. Dies stellt für die Betroffenen eine erhebliche Belastung dar, da die Krankheit ihre Lebensqualität entscheidend vermindert. Ein Hauptgrund für das Fehlen wirksamer Therapien ist der bisherige Mangel an spezifischen Erkrankungsmarkern („Biomarkern“) zur Beurteilung des Schweregrades, des Verlaufs und des Ansprechens auf Behandlungen – gerade in frühen Krankheitsstadien, in denen Therapien bereits ansetzen sollten, um die irreversiblen Schädigungen der Nerven zu verhindern. Ein internationales Team von Forschenden unter der Leitung von Prof. Michael W. Sereda, Oberarzt in der Klinik für Neurologie der UMG und Leiter der Forschungsgruppe Translational Neurogenetics am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, und Prof. Shahram Attarian, Leiter des Neuromuscular Disease and ALS Reference Center des Timone University Hospital in Marseille hat sich zum Ziel gesetzt, neue Biomarker zu identifizieren, die zur Diagnosestellung und Vorhersage des Krankheitsverlaufs bei jungen CMT1A-Patienten eingesetzt werden können. Hierzu werden Blutproben von CMT1A-Betroffenen sowie Hautproben und Nervengewebe eines CMT1A-Tiermodells mittels Multi-Omics-Analysen untersucht und mit bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanztomographie-Aufnahmen kombiniert. Die erhaltenen Datensätze werden mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet. Das Projekt „CMT-MODs“ (Multi-Omic Approach to the Identification of Novel Biomarkers in Early Charcot-Marie-Tooth 1A Disease) wird von der französischen AFM-Téléthon – Association Française contre les Myopathies mit mehr als 700.000 Euro für drei Jahre gefördert. „Mit den Multi-Omics-Analysen können wir verschiedene Arten von biologischen Daten gleichzeitig untersuchen und diese mit Erkenntnissen aus anderen Verfahren kombinieren. So bekommen wir ein umfangreiches Bild davon, wie die Krankheit entsteht und welche Biomoleküle als Standardmarker infrage kommen, um den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen und Auskunft über den Krankheitsverlauf zu geben“, erklärt Sereda. „Diese neuartigen diagnostischen Maßnahmen sind für die klinischen Studien in jungen Patient*innen in frühen Krankheitsstadien unerlässlich, um die Krankheit möglichst früh zu behandeln. Denn einmal zerstörte Nervenzellen, können nicht wieder hergestellt werden“, betont Sereda.
Mehr erfahren zu: "Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – KBV mit Rundumschlag gegen aktuelle Gesundheitspolitik" Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – KBV mit Rundumschlag gegen aktuelle Gesundheitspolitik In höchstem Maß unzufrieden mit den Reformbemühungen der Bundesregierung zeigte sich der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bei der Vertreterversammlung (VV) am 05.12.2025 in Berlin. Die Vorstände forderten die politisch […]
Mehr erfahren zu: "Patienten-Armbänder legen Infektionsketten offen" Patienten-Armbänder legen Infektionsketten offen Bluetooth-Transponder erfassen im Siloah-Krankenhaus in Hannover die Kontakte von Patienten, Geräten und Räumen. Das Ziel: Infektionsketten schnell zu unterbrechen.
Mehr erfahren zu: "RKI-Erhebung: Deutsche schätzen Gesundheit schlechter ein" RKI-Erhebung: Deutsche schätzen Gesundheit schlechter ein Laut neuen RKI-Daten schätzten Bundesbürger 2024 ihre Gesundheit als weniger gut ein als im Vorjahr. Und bei fast allen Problemen gibt es ein soziales Gefälle.